Benziner sind die neuen Diesel…
Zahlreiche Mitglieder des 1. Bruchsaler Automobilclubs kamen am Mittwoch, den 5. Mai zum Clubtreffen ins Schützenhaus nach Heidelsheim, um Näheres zur Dieselaffäre und die Folgen sowie zur Problematik der Umweltbelastung mit Stickoxiden und Feinstaub zu erfahren.
Als Referent für dieses hochbrisante Thema konnte das Ehrenvorstandsmitglied des ADAC Nordbaden Horst Kretschmer gewonnen werden, den der Vorsitzende Jürgen Steinbrink zum Beginn der Veranstaltung herzlich willkommen hieß. In seinem Fachvortrag rollte H. Kretschmer im Detail die VW-Dieselaffäre auf, die in den USA ihren Anfang nahm – manipulierte Software wurde in VW-Autos 2015 durch die US-Behörden aufgedeckt. Weltweit waren schließlich 11 Millionen Autos davon betroffen. Der Schaden für VW, für die deutsche Autoindustrie sowie für das Vertrauensimage der Bundesrepublik ist nach wie vor groß. Zwischenzeitlich stehen neben weiteren deutschen Autoherstellern auch ausländische Unternehmen im Fokus.
Im zweiten Teil seines Vortrags ging H. Kretschmer auf die Schadstoffe ein, die im Abgas enthalten sind. Dazu gehören die Stickoxide bei Dieselfahrzeugen, der CO²-Ausstoss bei Benzinern und der Feinstaub, der durch Abrieb von Reifen und beim Bremsen entsteht, insbesondere aber durch den Ruß, der aus dem Auspuff kommt. Die von der EU festgelegten Grenzwerte werden dabei insbesondere durch den hohen Personen- und Güterverkehr in Deutschland bei weitem nicht erreicht.
Grenzwerte Diesel / Benziner in der EU
Benziner derzeit gültig: 95 mg/km CO2 (ab 2015 –> minus 15%; ab 2030 –> minus 30%)
Diesel derzeit gültig: 40 Mikrogramm NO2 pro qm
Tagesmittelwert: 50 Mikrogramm NO2 pro qm
Stundenmittelwert: 200 Mikrogramm NO2 pro qm
LKW, Busse: 400 – 600 Mikrogramm NOs pro qm
Abhilfe können auf Dauer neue Katalysatoren für Dieselfahrzeuge (4-Wege-Kat) und Partikelfilter für Benziner sein. Dadurch könnten die Schadstoffe auf bis zu 50% reduziert werden. Partikelfilter soll es bereits Ende 2018 auf dem Markt geben. Die Kosten für die Nachrüstung liegen im unteren dreistelligen Bereich. Die Nachrüstung beim Diesel ist deutlich höher anzusetzen.
Auch das Verhalten der Bevölkerung muss sich deutlich ändern, z.B. durch den Verzicht des Autos im innerörtlichen Bereich (Schule, Bäcker, Kindergarten).
In der anschließenden Diskussion waren sich alle Teilnehmer einig, dass Änderungsprozesse für den Schadstoffausstoß in großem Umfang nur über Politik und Autoindustrie möglich sind. Dies gilt auch für europaweite Beschlüsse und ihre Umsetzung. Umweltschäden und Gesundheitsschäden sind heute bereits mehr als alarmierend und damit ein ernst zu nehmendes Problem für Politik und Gesellschaft.
H. Kretschmar erntete zum Schluss viel Beifall und beantwortete im Anschluss noch manche Frage. Mit dem Hinweis auf das anstehende Gartenfest am Freitag, den 01.Juni schloss eine gelungene Veranstaltung, die aber auch zum Nachdenken anregte. (J. St.)